Queer – eine Chance?

Was macht „queer“ eigentlich zu einer Chance?

Wenn ich homosexuell oder trans* bin oder mich oute, dann gehe ich einen Weg, der oft noch nicht als „normal“ angesehen wird. Vieles ist heute möglich – aber die gängigen Vorstellungen sind oft noch dieselben: Vater, Mutter, Kind. Ein Mann ist ein Mann, eine Frau ist eine Frau. Und eine Frau liebt einen Mann, ein Mann liebt eine Frau. Oder?

Wir wachsen meist mit alten Rollenbildern auf, in denen Männer „männlich“ und Frauen „weiblich“ sein sollen. Das betrifft nicht nur die Vorstellung von Familie, sondern auch viele gesellschaftliche Zuschreibungen:
Ein Mann ist „Herr Doktor“, eine Frau „Krankenschwester“. Frauen weinen und kennen sich mit wasserfestem Make-up aus. Männer sind die Technik-Freaks und müssen bei jeder Veranstaltung helfen, wenn der Laptop streikt. Doch wenn man genauer hinschaut, merkt man, dass diese Kategorien viel zu eng sind.

Und wenn ich nun „anders“ bin?

Dann darf ich mich damit auseinandersetzen, was das für mich und meine inneren Rollenbilder bedeutet. Dann darf ich erkennen: Ich bin Gottes geliebtes Kind – genau so, wie ich bin.

Ich darf ich sein, auch wenn es vielleicht kein Etikett dafür gibt. Ich darf mich entwickeln. Ich muss mich nicht (wieder) in Kategorien einordnen. Ich bin ich.

Meine Andersartigkeit ist kein Fehler und keine Krankheit. Vorstellungen von „Mann“ und „Frau“ sind gesellschaftlich geprägt – und diese sind nicht in Stein gemeißelt. Denn in jedem Menschen sind männliche und weibliche Seiten angelegt. Die klare Trennung zwischen „männlich“ und „weiblich“ ist oft eine Einschränkung, die uns daran hindert, unser ganzes Wesen zu entfalten.

Queer bedeutet, über diese engen Kategorien hinauszuwachsen – und darin liegt eine Chance.

  • Halb Mann- halb Frau Gesicht geschminkt

Du bist mir gleich

und doch ganz anders –

das Yin und Yang erlebe ich mit Dir

jenseits von Maßgaben, Vorschriften und Regeln

Wer ist der Mann? Wer ist die Frau?

Das sind wir doch beide.

Beides und noch viel mehr ist in uns beiden.

Wir entdecken uns selbst –

neu und immer und wieder