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ToggleArbeitskreis Spiritualität in Beratung, Therapie und Pflege im Münsterland
Der Arbeitskreis Spiritualität in Beratung, Therapie und Pflege trifft sich ca. 6 wöchentlich in Münster / Laer/ Steinfurt.
Hier treffen sich TherapeutInnen, Ärzte, BeraterInnen, PfarrerInnen, Coachs u.a.weiterlesen
Sein Ziel ist es, dass Menschen die in diesem Bereich arbeiten, sprachfähiger werden in Bezug auf Spiritualität. Themen bisher waren u.a.: Spiritualität in der Therapie: Spiritualität in der Schwangerenkonfliktberatung Sünde und Sündenverständnis Was sind meine eigenen Vorstellungen von Spiritualität und wie wirkt das auf die Therapie? Spiritualität und Körperarbeit spiritueller Mißbrauch und Umgang damit spirituelle Krisen
Es geht darum, dass die Klienten und Patienten ermutigt werden, ihren eigenen (spirituellen) Weg zu gehen, denn die Spiritualität ist immer eine freie. Dazu dient der interdisziplinäre Austausch und Weiterbildungen innerhalb des Arbeitskreises und Veranstaltungen auf dem Boden des aktuellen Forschungstandes.
Der Arbeitsskreis ist offen für neue TeilnehmerInnen.
Welche Spiritualität(en) haben die Klienten und wie gehen wir darauf ein?
Spiritualität in Therapie und Beratung
– grundsätzliche Überlegungen –
Spiritualität gehört zum Leben.
Die Auseinandersetzung über Sinn, Weg und Ziel des (eigenen) Lebens, ein Leben nach dem Tod, die Suche nach Trost, der Umgang mit Leid und Krankheit sowie die Frage nach dem Warum – Wozu? beschäftigen die meisten Menschen im Verlauf ihres Lebens. Überlegungen zu Moral, Ethik und Gemeinschaft aber auch Gipfelerlebnisse und Gotteserfahrungen, sind vielen Menschen eigen.
In verschiedenen Religionen, Glaubensgemeinschaften, esoterischen Richtungen, auch im Humanismus und Atheismus gibt es Antworten auf diese Fragen, häufig verknüpft mit Angeboten oder Handlungsaufforderungen, manchmal auch mit Drohungen.
In Therapie oder Beratung begegnet der Behandler/die Behandlerin einem Menschen, der gesund/ heil werden will, seinen Platz bzw. Weg sucht, sich selbst häufig als „wertlos“, sein Leben als „sinnlos“ erlebt. Spiritualität kann in diesem Prozess eine Rolle spielen, muss sie aber nicht. weiterlesen
Das Ziel sollte u.E. nach sein, in Therapie und Beratung für die Menschen einen Raum zu eröffnen, wo Spiritualität benannt und ggf. hinterfragt werden kann und darf. Wir wollen dem Menschen ermöglichen, seinen eigenen Weg und Umgang damit zu finden; so dass für ihn die eigene Spiritualität eine Ressource sein kann.
Die Spiritualitäten der Menschen sind immer verschiedene und dürfen nicht in eine Norm gepresst werden, so richtig diese dem Behandler/der Behandlerin auch scheinen mag. Spiritualität ist nichts Starres/Fertiges, sie soll sich frei entfalten und entwickeln dürfen
Um die KlientInnen bzw. PatientInnen im Bereich der Spiritualität gut begleiten zu können, muss der Behandler/die Behandlerin um die eigene Spiritualität/ Nicht- Spiritualität wissen, und bestenfalls auch damit einen Weg gegangen sein. Er/sie sollte bereit sein zu akzeptieren, dass sein Gegenüber möglicherweise „anders“ bzw. nicht glaubt.
Im therapeutischen Prozess ist im Umgang mit der Spiritualität /dem Glauben der PatientInnen bzw. KlientInnen und der Therapeutin/Behandlerin die Frage entscheidend:
Ist dieser Glaube, diese Einstellung, dies Form der Spiritualität für die Patientin förderlich oder hinderlich, heilsam, verhindert dieser Glaube Heilung oder macht er möglicherweise sogar krank?
Hier kann die „Unterscheidung der Geister“ (u.a. Ignatius von Loyola) angewandt werden:
Führt der Glaube, der Impuls, der Gedanke:
- in die Weite oder in die Enge/Angst?
- in die Gemeinschaft (Ermöglichung von Kommunikation oder auch Offenheit für andere) oder in die Einsamkeit / Isolation?
- in die Klarheit oder die Verwirrnis?
- in die Freiheit des eigenen Weges oder in die Abhängigkeit (von Lehrern etc.)?
- in den Trost oder die Trostlosigkeit?
- in die innere Fülle oder in die Leere?
- in die Freude oder in die Bedrückung?
- in die Liebe oder die Lieblosigkeit?
- in die Gottesnähe oder Gottesferne?
- in das bessere Verstehen der Botschaft Jesu?
Diese Fragen können Teil der therapeutischen Arbeit sein. Häufig werden im Nachdenken/Dialog darüber nicht nur das Gottesbild/-verständnis sondern auch das Selbstbild deutlich werden (bin ich ein geliebtes Wesen? Ein wertvoller Mensch? Selbst- oder Fremdbestimmt? etc.)
Weiterhin kann die Behandlerin dem /der Suchenden verschiedene Angebote von geistlichen Gemeinschaften machen oder dieser eine geistliche Begleitung empfehlen, auf Wunsch auch gemeinsam beten. Klar sollte sein, Therapie ist keine geistliche Begleitung und geistliche Begleitung ist keine Therapie.
Nie sollten die Menschen „bekehrt werden“, in Richtung des eigenen, vermeintlich wahren Glaubens.
Aussagen wie: „Wenn Du nicht richtig glaubst, dann wirst Du nicht gesund“ sind sowohl wissenschaftlich inkorrekt und krankmachend wie auch theologisch u.E. falsch und fördern den spirituellen Missbrauch. Nicht wir entscheiden, wer wie richtig glaubt und wer ins Paradies kommt oder nicht. Jesus Christus ist für die Sünden aller gestorben, nicht nur für die, die unserer Meinung nach „richtig“ glauben (Röm 5,18)
Im Gegenteil laden wir alle an, auf den Geist Gottes zu vertrauen, der sich jedem Menschen in seiner Sprache und auf seine Art zeigt. Als BehandlerInnen können wir einen Raum für die Spiritualität und den Glauben öffnen, ob der Patient /die Patientin diesen betritt, ist die Entscheidung des Hilfesuchenden, macht keinerlei Aussage über dessen Heilung und sollte von uns auch nicht bewertet werden.
Von Esther Sühling und Kirsten M. Bradt
AK Spiritualität in Beratung, Therapie und Pflege im Münsterland
Aus dem Posititionspapier der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherpaie und Nervenheilkunde 19.12. 2016
Religiosität und Spiritualität in Psychiatrie und Psychotherapie
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Die in früheren Jahren vorherrschende Religionskritik und Pathologisierung von Religiosität und Spiritualität ist heute nicht mehr angemessen. Die kritische Haltung sollte aber nicht undifferenziert durch eine Idealisierung dieses Feldes ersetzt werden. Psychiatrie und Psychotherapie können einen wichtigen fachlichen Beitrag für die Formulierung von Kriterien für einen heilsamen Umgang mit Religiosität und Spiritualität leisten.
…
weiterlesenEs wird deutlich, dass religiöse und spirituelle Themen in der Psychiatrie und Psychotherapie noch nicht ausreichend fachlich reflektiert, beforscht und im Ausbildungskontext vermittelt werden. In englischsprachigen psychologischen und psychiatrischen Fachgesellschaften spielen Religiosität und Spiritualität seit Längerem eine bedeutende Rolle, was sich unter anderem in eigenen Leitlinien niedergeschlagen hat.
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Empfehlungen der DGPPN-Task-Force
- Interkulturelle Kompetenz
- Anamnese
- Religiosität und Spiritualität im Behandlungsplan
- Grenzverletzungen aus religiösen oder spirituellen Motiven
- Professionelle Grenzen
- Diversity Management
- Neutralität des Behandlers
- Passung in der theraeutischen Beziehung
- Professionelle Grenzen
- Passung in der theraeutischen Beziehung
- Aus- Fort- und Weiterbildung
- Forschung
Ausführlich nachzulesen unter: www.dgppn.de/presse/stellungnahmen/stellungnahmen-2016/religiositaet.html#0