Welches Bild habe ich von Gott?
Bevor ich beantworten kann, wer Gott für mich ist,
muss ich fragen:
Welches Bild habe ich von Gott?
Bevor ich erzähle, welche Gedanken ich zu dem Thema habe,
möchte ich Dich einladen, Dich selbst zu fragen:
Welches Bild habe ich — bewusst oder unbewusst — vom göttlichen Geheimnis?
Zwei Gottesbilder – und ihre Wirkung
Ich möchte zwei Extreme aufzeigen:
Wenn ich gelernt habe, dass Gott rachsüchtig ist,
dass er zwar barmherzig, aber doch launisch ist,
dass er die einen in den Himmel lässt und anderen den Weg verweigert —
so wie es manchen früher und auch jetzt noch beigebracht wird:
Gott sieht alles — jeden Fehler, jede Lüge, jede Missetat —
und wird dich nach deinem Tod bestrafen.
Ein harter, gerechter Richter.
Dann ist es gruselig, den Psalm 139 zu lesen:
„Von allen Seiten umgibst du mich, Gott.“
Wenn ich mir dagegen Gott als liebevollen Gott vorstelle,
der sich mit uns entwickelt,
der auch nach dem Tod ein liebevoller Richter ist,
dann ist es schön, diese Worte zu lesen:
„Gott, von allen Seiten umgibst Du mich.“
Was prägt unser Gottesbild?
Oft werden Worte der Bibel benutzt —
je nachdem, was ich glaube oder was ich vermitteln will.
Um Licht in das Chaos zu bringen, habe ich mir überlegt:
Wenn ein Buch fehlen würde — oder eine Stelle geschwärzt wäre —
bliebe dann die Botschaft, die ich höre, erhalten?
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Ein Beispiel, das mir wichtig ist:
Ist Gott gegen Homosexualität?
Diese Meinung wird mit sieben Bibelstellen belegt.
Wenn es diese sieben Stellen nicht gäbe,
gäbe es nichts, was in der Bibel gegen Homosexualität spricht —
im Gegenteil.
Gott ist Liebe — und das bleibt
Bei der Aussage „Gott ist Liebe“,
ist es dagegen schwieriger, einzelne Stellen wegzukürzen.
Immer wieder tauchen sie auf.
Es soll über 100 Verse darüber geben —
und wenn man Begriffe wie Barmherzigkeit, Güte, Verzeihen dazunimmt,
sind es weit mehr.
Gottes Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel.
Einige Beispiele:
- „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“
(1. Johannesbrief 4,16)
- „Wandelt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat.“
(Epheserbrief 5,2)
- „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.“
(Johannes 15,12)
- Das Doppelgebot der Liebe:
„Du sollst deinen Gott lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst.”
(Matthäus 22, Markus 12, Lukas 10)
- „Am Tage sendet JHWH seine Güte, und des Nachts singe ich ihm.“
(Psalm 42,9)
An solch einen Gott kann und will ich glauben.
Eine andere Perspektive auf Abraham und Isaak
Auch die Geschichte von der (Fast-) Opferung Isaaks
bekommt eine neue Bedeutung.
Es gibt die Deutung, dass dies nicht nur eine Abgrenzung der Juden
gegenüber anderen Völkern war —
dass ihr Gott keine Menschenopfer verlangt,
obwohl sie bereit waren, ihm alles zu geben.
Nein — Gott selbst hat sich als würdig erwiesen,
der Gott Israels zu sein.
Gegen Menschenopfer.
Für Güte, Gnade, Barmherzigkeit — und Liebe.