Homosexualität in der Bibel
In der Bibel gibt es nur wenige Stellen, die sich explizit mit Homosexualität befassen. Oft werden einzelne Verse als anti-homosexuell interpretiert – darunter sieben Bibelstellen: Genesis 19,5; Levitikus 18,22 und 20,13 im Alten Testament sowie Römer 1,26, 1. Korinther 6,9 und 1. Timotheus 1,10 im Neuen Testament.
Viele dieser Passagen beziehen sich jedoch auf ganz andere Themen – etwa Kindesmissbrauch oder (Massen-)Vergewaltigung. Besonders die Verse aus Levitikus 20,13 werden oft als direkte Ablehnung von Homosexualität verstanden. Doch laut der Theologin Joanna Töyräänvuori aus Helsinki sind sie falsch übersetzt: mehr lesen
Die ursprüngliche Bedeutung bezieht sich darauf, dass zwei Männer im Bett einer Frau liegen – also auf eine Situation, in der zwei Männer mit einer Frau schlafen. Erst später wurde dieser Text als Verurteilung homosexueller Beziehungen interpretiert.
Levitikus 20,13 lautet in der Lutherbibel 2017:
„Wenn jemand bei einem Manne schläft, wie man bei einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide sollen des Todes sterben; ihr Blut komme über sie.“ (3. Mose 20,13)
Doch Töyräänvuori zeigt, dass die hebräische Formulierung „miškebe išah“ eigentlich „in den Betten einer Frau“ bedeutet – eine Metapher für Geschlechtsverkehr mit einer Frau. Die ursprüngliche Bedeutung bezieht sich also nicht auf homosexuelle Beziehungen, sondern auf eine „ménage à trois“.
ganzer Artikel von Theologin Joanna Töyräänvuori aus 2021 in katholisch.de
Was bedeutet es eigentlich, wenn Gott etwas ein Gräuel ist?
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Im Alten Testament gibt es viele Dinge, die als Gräuel bezeichnet werden, die heute niemand mehr beachtet und als „überholt“ gelten:
- Wer seine Eltern schlägt oder verflucht, soll sterben.
- Frauen dürfen kein „Mannszeug“ tragen – also keine Hosen.
- Das Sabbatgebot, eines der Zehn Gebote, wird oft nicht bewusst gehalten.
- Viele Speisegebote werden ignoriert – Schwein, Hase oder Hummer gelten als „unrein“, werden aber trotzdem gegessen.
- Fleisch wird mit Sahnesoße gegessen – in der Bibel verboten.
- Vielehe war damals üblich, ebenso wie Sklaverei – doch heute würde niemand ernsthaft fordern, Sklaven zu halten oder mehrere Frauen heiraten zu dürfen.
Für manche Menschen fühlt sich Homosexualität „widernatürlich“ an – aber das hat nichts mit Gott oder Spiritualität zu tun. Es ist eine persönliche Empfindung, vergleichbar mit einem frommen Juden, der zum ersten Mal Schweinefleisch essen soll.
Also: Die Vorstellung, dass Homosexualität gegen die Bibel sei, ist nicht haltbar. Gott selber verurteilt keine homosexuellen Menschen.
Homosexualität und christlicher Glaube sind kein Widerspruch.