Unterscheidung der Geister

Unterscheidung der Geister

Wie kann ich unterscheiden, welche Impulse auf meinem Weg förderlich oder hinderlich sind?

Der Wunsch, besondere Erfahrungen oder eigene Handlungsimpulse und Gedanken zu unterscheiden ist alt. Denn die Fragen: Wem oder was soll ich folgen? Was soll ich tun? Was ist richtig? Was bringt mich näher zu Gott /dem göttlichen Geheimnis und zu mir selbst? Wie werde ich heil und ganz? Was ist gut für mich und meine Lieben?  sind essentiell für unseren Lebensweg.

Im Alten Testament wurde schon die Frage gestellt: Welchem Propheten können wir glauben? und beantwortet: Überprüft sie, ob sie die Wahrheit sprechen! Im Neuen Testament wird auch gesagt: An den Früchten werdet ihr sie erkennen! –

In der christlichen Tradition gibt es Entscheidungshilfen, an denen wir uns auch jetzt noch gut orientieren können. Dies wird “Unterscheidung der Geister” genannt. Sie stammen unter anderen von Ignatius von Loyola, Katherina von Siena und anderen. Sie lauten:

Führt der Wunsch / der Gedanke / die Entscheidung / der Handlungsimpuls /diese Glaubensüberzeugung:

  • in die Weite oder in die Enge/Angst?
  • in die Gemeinschaft (Ermöglichung von Kommunikation oder auch Offenheit für andere) oder in die Einsamkeit / Isolation?
  • in die Klarheit oder die Verwirrnis?
  • in die Freiheit des eigenen Weges oder in die Abhängigkeit (von Lehrern etc.)?
  • in den Trost oder die Trostlosigkeit?
  • in die innere Fülle oder in die Leere?
  • in die Freude oder in die Bedrückung?
  • in die Liebe oder die Lieblosigkeit?
  • in die Gottesnähe oder Gottesferne?
  • in das bessere Verstehen der Botschaft Jesu?

Diese Unterscheidung der Geister kann ich auf meinen geistlichen Weg anwenden, aber diese Fragen helfen auch bei anderen Entscheidungen. Oft merke ich auch an Reaktionen in meinem Körper, wenn Entscheidungen sich zwar formal logisch anhören, aber mir nicht gut tun.

Nikolaus von der Flüe (1417-1487), der schweizer Nationalheilige, hat  sich und anderen eine einfache Frage gestellt:
Was fördert mich, was hindert mich auf meinen Weg (zu mir selber, zu Gott)?

Natürlich ist auch die Unterscheidung der Geister nicht einfach. Einem Suchtkranken tröstet das Suchtmittel kurzfristig, langfristig führt es aber in die Lieblosigkeit – und eben in die Abhängigkeit. Eine vernünftige Entscheidung kann mich in die Abhängigkeit führen. Und oft führen Forderungen nach Demut oder Bescheidenheit eben nicht zur Erlösung, sondern in die Gottesferne und fern von mir selber. Und gerade den Kirchen gegenüber muss man manchmal mehr als kritisch sein …. aber dazu hilft auch eben die Unterscheidung der Geister.

Die Unterscheidung der Geister braucht Zeit

Von der Hektik und der Seele

Ein weißer Afrikaforscher konnte es nicht erwarten, endlich ins Landesinnere vorzustoßen. Um früher an sein Ziel zu gelangen, zahlte er seinen Trägern ein zusätzliches Gehalt, damit sie schneller gingen, und über mehrere Tage lang legten die Träger ein schnelleres Tempo vor. Eines Abends jedoch setzten sich alle auf den Boden, legten ihre Bündel ab und weigerten sich weiterzugehen. Soviel Geld er ihnen auch anbot, die Träger rührten sich nicht von der Stelle. Als der Forscher sie schließlich nach dem Grund ihres Verhaltens fragte, erhielt er folgende Antwort: „Wir sind so schnell gegangen, daß wir nicht mehr recht wissen, was wir tun. Darum warten wir, bis unsere Seele uns eingeholt hat.“