Bibel teilen

Bibel teilen – mit anderen –
Bibel teilen in mir

Wie nähere ich mich der Bibel? Was bedeutet sie für meinen Alltag?
Bibel teilen – was ist das? Mit wem teile ich die Bibel? Die Bibel zeigt für uns die Erfahrenswelt ihrer Autoren: diese haben ihr Erleben, ihre Erfahrungen mit Gott und ihren Glauben anderen in der Sprache ihrer Zeit vermitteln wollen.
Und so geht es nicht um „historisch richtig“ oder um ein buchstabengetreuen Verständnis der Bibel. Es gibt genug Widersprüchliches in der Bibel – das ist normal: JedeR von uns weiß, welche Differenzen es gibt, wenn schon 2 Personen eine Geschichte, die sie gerade gehört haben, anderen weitererzählen. Und wie wir die Kindheitsgeschichten der eigenen Eltern nicht mehr verstehen, weil die Zeiten sich so geändert haben – und die Denkweisen. (Wenn unsere Eltern z.B. eine Telefonzelle suchen mussten, um den anderen zu informieren und wir uns innerlich fragen: warum benutzen sie kein Handy?)
Es geht für uns darum, mit offenem Herzen die Bibel zu lesen und zu erspüren, wie das göttliche Geheimnis in diesen Worten lebendig wird.
Das kann jedeR alleine tun, aber auch in Gemeinschaft.

In kleinen christlichen Gemeinschaften in Afrika wenden sich die Menschen intensiv der heiligen Schrift zu. Dort gibt es nur wenige PfarrerInnen, die ihnen die Bibel erklären und auslegen und so führen sie ihre Bibel-Treffen mit Hilfe einer Sieben-Schritte-Methode durch, die „Bibel teilen“ genannt wird und die wir hier etwas modifiziert vorstellen möchten:

1. EINLADEN: Wir werden uns bewußt, dass Gott in unserer Mitte ist. Wer möchte Christus mit seinen Worten begrüßen?
2. LESEN: Wir lesen den vorgesehenen Bibeltext
a) Wir lesen diesen Abschnittweise, mehrfach  reihum
b) Eine liest den gesamten Text vor, vielleicht auch in einer anderen Übersetzung
3. VERWEILEN:
a) in einer festumrissenen Zeit (ca. 5-10 min) der Meditation sind alle in Stille
b) jedeR nennt ein Wort oder einen Satz, der einen berührt.
4. SCHWEIGEN: Für eine kurze Zeit (bis 5 min) lassen wir Gott in der Stille zu uns sprechen.
5. TEILEN: JedeR kann etwas zu den Worten sagen, bei denen er/sie hängen geblieben ist. Hier spricht jedeR in der ICH-Form, keine theologischen Diskussionen, kein Streitgespräch! Alle anderen lauschen.
6. HANDELN: Welches Wort nehmen wir mit in unseren Alltag? Was ergibt sich für mich aus dem Bibeltext? Wo möchte ich im Alltag dran bleiben?
7. BETEN: Wir beten miteinander. Jeder darf etwas beitragen. In der Fürbitte danken wir anderen.
Das Bibel-Teilen kann mit dem Vaterunser, einem Segen und einem Lied enden.

Das Aramäische VaterMutter Unser

Das aramäische Vatermutterunser ist eine Rückübsetzung vom griechischen Vaterunser (wie es in der Bibel überliefert ist) ins Aramäische, die Sprache, die Jesus gesprochen hat. Dann ist dieses Gebet wieder ins Englische bzw. ins Deutsche rückübersetzt wurde, indem der Sinn, die Bedeutung erfasst wurde. Es wurde quasi in die Worte „hineingespürt“. Hier ist ein Übersetzungsvorschlag von Franz-Xaver Jans Scheidegger :

Vater und Mutter des Kosmos, Urgrund der Liebe!
Bereite in uns den Raum des Herzens, dass wir Dein Licht und Deinen Klang in Frieden erfahren.
Deine Wirklichkeit offenbare sich,
Dein Verlangen: (ver)eine Himmel und Erde, dass wir Deine Liebe in unserer entdecken.
Gib uns Tag um Tag, was wir an Brot und Einsicht brauchen.
Löse die Fesseln unserer Fehler, wie auch wir freigeben,
was uns an die Verstrickung und Schuld der anderen bindet.
Führe uns in der Versuchung.

Bewahre uns vor falschem Begehren, und befreie uns von Irrtum und Bösem.
Denn Dein ist das Reich der Liebe und des Friedens, die Fülle des Lebens und der Klang des Kosmos,
der alles erneuert von Weltzeit zu Weltzeit.
Ich bekräftige all dies mit meinem ganzen Sein.
Amen.