Geistliche Begleitung I

– Was ist das und wofür ist sie gut?

Viele Menschen erleben tiefgreifende spirituelle Momente – Gottesbegegnungen, Gipfelerlebnisse, innere Umbrüche. Doch wie lassen sich solche Erfahrungen im Alltag leben? Wie vermeidet man Radikalität, bleibt gleichzeitig offen für Veränderung? Manche fragen sich: Bringen diese Erlebnisse Klarheit oder eher Verwirrung? Und wohin mit ihnen, wenn im gesellschaftlichen Umfeld kaum Raum dafür ist?

Auch nach einschneidenden Lebensereignissen stellen viele ihr Gottesbild infrage – sehnen sich nach Verbindung, Orientierung und einem neuen Vertrauen. In solchen spirituellen Krisen fühlt man sich oft alleine oder unverstanden.

Die zentrale Frage dieser Seite lautet daher:
Wie kann Gott im Alltag erfahrbar werden?
Wie findet das Heilige Platz in meinem Leben?
Wie gehe ich meinen eigenen spirituellen Weg – und wer geht ihn mit mir?

Mein persönlicher Weg

Ich, Esther Sühling, stelle mir diese Fragen immer wieder – nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen. Ich ringe um meinen Weg. Meditation tut mir gut, aber ich meditiere nicht ständig. Manchmal frage ich mich: Denken andere, ich sei weltfremd oder gar verrückt? Und nicht selten höre ich: „Du hast doch studiert – warum glaubst du dann noch?“

Was mir hilft: Ich bin nicht allein. Andere sind schon ein oder zwei Schritte weiter, haben ähnliche Erfahrungen gemacht – und begleiten mich. Das gibt mir Halt.

Ich selbst habe eine Ausbildung zur geistlichen Begleitung abgeschlossen. Ich lasse mich begleiten und begleite andere – und tausche mich regelmäßig in Gruppen aus, in denen Offenheit und Vertrauen möglich sind.

Geistliche Begleitung II

Formen der geistlichen Begleitung

Geistliche Begleitung kann viele Formen haben:

  • Einzelgespräche mit Menschen, die auch auf einer spirituellen Reise sind
  • Gespräche in Gruppen oder mit Freund*innen
  • Unterstützung durch ausgebildete geistliche Begleiter*innen

Was sie alle verbindet: Es geht nicht um Führung, sondern um Begleitung. Der Fokus liegt auf dem individuellen Weg – nicht auf Vorstellungen der Begleitperson. Gute Begleitung öffnet Räume und achtet auf das, was im Inneren ruft.

Die passende Begleitung finden

Wie bei der Suche nach einem passenden Therapeuten ist auch hier Achtsamkeit gefragt. Der Begriff „geistliche Begleitung“ ist nicht geschützt, und viele Angebote sind wenig bekannt. Es lohnt sich also hinzuschauen – und sich Zeit zu nehmen, um herauszufinden, wer wirklich zu einem passt.

Verzeichnisse mit ausgebildeten geistlichen Begleiter*innen gibt es z. B. in:

  • den evangelischen Landeskirchen
  • den katholischen Bistümern
  • Dekanaten oder Kirchenkreisen
    (Unten findest du dazu Links und Adressen.)

Im Lukasevangelium steht wohl die bekannteste Geschichte einer geistlichen Begleitung und dient vielen als Vorbild (Lukas 24, 15 ff)

„Während sie sich unterhielten und nachdachten (zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus), kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen.  Aber sie – wie mit Blindheit geschlagen – erkannten ihn nicht.  »Worüber sprecht ihr da miteinander?«, wollte Jesus wissen. Die Jünger blieben traurig stehen, und verwundert bemerkte Kleopas, einer von den beiden: »Du bist wohl der Einzige in Jerusalem, der nichts von den Ereignissen der letzten Tage weiß.«“

Die Emmausjünger erzählten alles, was sich zugetragen hatte und was sie bedrückte. Jesus hörte vor allem zu. Begleitete sie. Und er erklärte  ihnen die Hintergründe, den Sinn hinter dem ganzen anhand der heiligen Schrift. Zum Schluss wird er eingeladen: „Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget. „Jesus begleitet sie weiter, nimmt die Einladung an.

„… So ging er mit ihnen ins Haus. Als Jesus sich mit ihnen zum Essen niedergelassen hatte, nahm er das Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen. Da wurden ihnen die Augen geöffnet: Es war Jesus. Doch im selben Moment verschwand er, und sie konnten ihn nicht mehr sehen. Sie sagten zueinander: »Hat es uns nicht tief berührt, als er unterwegs mit uns sprach und uns die Heilige Schrift erklärte?«“

Geistliche Begleitung III

Wer begleitet?

Zunächst einmal ist es die Person, der ich vertraue und die mich wachsen lässt. Eine geistliche Begleitung wird dadurch zu einer geistlichen Begleitung, indem sie gefragt und gebeten wird.

Ausgebildete Geistliche Begleiter*innen sind Menschen, die selbst einen spirituellen Weg gehen und sich auch nach ihrer Ausbildung regelmäßig begleiten lassen. Sie hören zu, stellen Fragen, helfen beim Unterscheiden – aber sie geben den Weg nicht vor.

Im Zentrum einer Begleitung steht das Verhältnis zum Göttlichen Geheimnis des Begleiteten.
Die Frage lautet in der Begleitung: „Was fördert mich, was hindert mich zu Gott?“ (Nikolaus von Flüe)

Geistliche Begleitung kann durch Meditation, Bibeltexte, die „Unterscheidung der Geister“, Körperarbeit oder einfache Gespräche geschehen. Es ist ein Prozess, der sich ins Leben einfügt und Gott bewusst mit einbezieht.

Wenn es nicht passt – darfst du gehen

Geistliche Begleitung kann nähren und stärken – aber nicht jede passt. Wie bei einer Therapie braucht es Vertrauen und Resonanz. Wenn du spürst, dass dir eine Begleitung nicht guttut, darfst du gehen. Das ist keine Schwäche, sondern ein Ausdruck innerer Klarheit.

Es ist dein Weg.
Nicht der Weg des Begleiters oder der Begleiterin.
Gott spricht jeden Menschen auf seine eigene Weise an – und jeder Mensch hat seine ganz eigene Sprache, um Gott zu begegnen.

Du musst den Weg nicht allein gehen.
Manchmal ist ein Herz, das zuhört,
schon ein Stück Himmel auf Erden.

Eine weitere biblische Geschichte über geistliche Begleitung steht im Buch Hiob.
Hiob hatte ein Schicksalsschlag nach dem anderen erlitten, hatte seine Kinder verloren, seinen Reichtum, fast alles.

„Als aber die drei Freunde Hiobs all das Unglück vernahmen, das über ihn gekommen war, kamen sie, ein jeder von seinem Ort […] um ihn zu beklagen und zu trösten. […] Und sie saßen bei ihm auf der Erde sieben Tage und sieben Nächte und keiner sprach ein Wort zu ihm, denn sie sahen, dass der Schmerz sehr groß war.“

Diese Szene zeigt eine stille Form der Begleitung: einfach da sein, ohne Worte, mitfühlend und präsent. Auch wenn die Freunde später mit ihren Reden scheitern, ist diese erste Woche ein gutes Beispiel für geistliche Begleitung.

Links zu Listen ausgebildeter geistlicher Begleiter /geistliche Begleiterinnen

Hier findest Du die Links zu den evangelischen Landeskirchen, wo unseres Wissens geistliche Begleitung nach einer Ausbildung angeboten wird. Auch kann man selber dort eine Ausbildung zum geistlichen Begleiter/zur geistlichen Begleiterin  absolvieren.  Diese Listen sind nur Angebote, es gibt auch geistliche Begleiter /Begleiterinnen, die nicht auf der Liste eingetragen sind. Sie sollen nur bei Interesse ein erster Anhaltspunkt sein.

Geistliche Begleitung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland: https://www.gottesdienst-gemeinde.de/werke-und-arbeitsbereiche/kirche-und-gemeindeentwicklung/spiritualitaet/geistliche-begleitung

Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz https://akd-ekbo.de/wp-content/uploads/EKBO-Liste_GeistlicheBegleitung.pdf

Evangelische Kirche in Westfalen über das Forum Geistliche Begleitung: https://forum-geistliche-begleitung.de/
und weitere Angebote über https://meditation-westfalen.de

Evangelische Kirche im Rheinland: https://www.ekir.de/inhalt/geistliche-begleitung

Evangelische Kirche in Hessen-Nassau https://www.zentrum-verkuendigung.de/gottesdienstkultur/geistliches-leben/geistliche-begleitung/

Evangelische Kirche Pfalz: https://www.evkirchepfalz.de/fileadmin/public/internet/03_dokumente/IKF_Flyer_Geistliche_Begleitung.pdf

Evangelische Landeskirche Anhalts: https://www.landeskirche-anhalts.de/arbeitsfelder/geistliche-begleitung

Evangelische Kirche Baden: https://www.ekiba.de/infothek/arbeitsfelder-von-a-z/glaube-spiritualitaet/spiritualitaet-im-alltag/wo-die-seele-atmen-kann/geistliche-begleitung/

Evangelische Kirche Württemberg: https://www.geistlich-leben.de/geistliche-begleitung

Evangelisch- Lutherische Kirche in Bayern: https://ganzhier.de/wege/geistliche-begleitung/

Zusätzlich bieten die evangelischen Kommunitäten auch geistliche Begleitung an, ebenso wie in vielen katholischen Klöstern:

https://www.evangelische-kommunitaeten.de/angebote/exerzitien/

Wenn hier die Liste unvollständig ist – ich möchte alle ermutigen, sich auf ihren pirituellen Weg Begleitung zu suchen, frage sonst in Deiner Gemeinde, im Kirchenkreis, im Internet. Du bist nicht alleine

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