Homosexualität – ein Problem?

Homosexualität und christlicher Glaube

Eigentlich ist es doch kein Problem. – Hier in Deutschland darf jedeR heiraten, egal, ob homosexuell oder heterosexuell. Weltweit nimmt die Akzeptanz gegenüber homosexuellen Menschen zu, Partnerschaften werden in vielen Teilen der Welt legal, ganz im Gegensatz zu der Welt vor 50 Jahren.

Was sagen Christen dazu?

Was kann Gott gegen die Liebe von gleichberechtigen Menschen, die keinem schaden und Verantwortung füreinander übernehmen, haben? Eben: Nichts.
Aber so manche sagen: Das gilt aber nicht für Homosexuelle, das ist gegen die Bibel! Weil diese leidbringende Einstellung in den Amtskirchen, vor allem in der katholischen Kirche und in Teilen der evangelischen Kirche sowie bei evangelikalen Christen noch verbreitet ist, möchten wir uns zum Thema Homosexualität und Bibel äußern.

Am 24.1.22 kam es zu einen Coming out von über 100 Personen in der katholischen Kirche in der Dokumentation: Wie Gott uns schuf, berührend, empfehlenswert.

Eine weitere Notwendigkeit, dass wir uns auch auf dieser Webseite dazu äußern, ist die Äußerung der Glaubenskongregation der katholischen Kirche vom 15.3.2021, dass diese kein Recht hätten, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da sie nicht dem göttlichen Willen entsprächen. Ich finde diese Aussage anmaßend und sehe dies anders und wir möchten ausdrücklich die katholischen Seelsorger und Priester unterstützen, die trotzdem öffentlich eine Segnung Homosexueller befürworten und durchführen.

Im folgenden möchten wir auf das Thema: Homosexualität in der Bibel und uns Menschen im Verhältnis zur Bibel eingehen (hier gibt es auch ein you-tube dazu) :

Homosexualität in der Bibel

In der Bibel gibt es kaum Stellen, die sich mit Homosexualität explizit beschäftigen. Es gibt kurze Sätze, die als anti-homosexuell ausgelegt werden:  Sieben Bibelstellen (Genesis 19,5 – Leviticus 18,22 und 20,13 im alten Testament und im neuen Testament: Römerbrief 1,26 1. Korintherbrief 6,9 und 1. Timotheusbrief 1,10), die meisten von diesen wenden sich gegen Kindesmißbrauch, (Massen)Vergewaltigung – bei zwei weiteren aus dem Buch Levitikus – nämlich: „Wenn ein Mann bei einem Mann liegt wie bei einer Frau“ sind laut der Theologin Joanna Töyräänvuori aus Helsinki falsch übersetzt, es ginge hier darum, dass zwei Männer in dem Bett einer Frau liegen, damit sei gemeint, dass 2 Männer mit einer Frau schlafen. Erst später sei es Anti-Homosexuell verstanden worden. Somit wäre die Debatte eigentlich schon zu Ende.

Aber ich möchte gerne noch folgendes vor Augen halten.
Die meisten Christen beziehn sich darauf: Homosexualität sei Gott ein Gräuel. Aber im alten Testament ist auch anderes Gott ein Gräuel, was wir auch nicht umsetzen, ohne uns ernsthaft Gedanken darüber zu machen: Sterben sollen die, die ihre Eltern fluchen oder schlagen. Gott ein Gräuel sei es, wenn eine Frau „Mannszeug“ trägt, z.B. Hosen. Selbst das Sabbatgebot, ein wichtiger Teil der zehn Gebote, wird oft nicht bewusst gehalten. Und die vielen Speisegebote werden auch nicht mehr beachtet, viele essen unreines Fleisch z.B. Schwein, Hase oder Hummer. Viele der damaligen Gebote und Regeln sind in der heutigen Zeit nicht mehr angesagt. Im Alten Testament war die Vielehe normal und auch im neuen Testament gab es selbstverständlich Sklaven. Sollen wir deswegen wieder Sklaven halten? Nein, sicherlich nicht.
Für manche ist es innerlich „widernatürlich“, sich Homosexualität vorzustellen. Das hat jedoch nichts mit Gott oder Spiritualität zu tun. Homosexualität fühlt sich aber für diese Menschen so tiefsitzend falsch an, wie bei dem frommen Juden, der Schweinfleisch essen soll.
Aber was sagt das neue Testament z.B. im Umgang mit diesen Reinheitsgeboten? Petrus, der sich in der Apostelgeschichte mit Überzeugung und Entsetzen wehrt, „unreines“ Fleisch zu essen – der muss sich im Traum sagen lassen: „Was Gott für rein erklärt, nenne du nicht unrein!“ (Apostelgeschichte 10)
Ein verinnerlichtes, ursprünglich wichtiges Gebot wird also gottgewollt relativiert; wahrscheinlich weil es die „Heidenmission“ erleichterte, denn so mussten die Heiden nicht erst Juden werden, bevor sie Christen werden konnten.

Also: dass einige Christen denken, dass Homosexualität gegen die Bibel ist, stimmt definitiv nicht. Gott verurteilt nicht Homosexuelle.
Homosexualität und christlicher Glaube sind überhaupt kein Widerspruch.


Wenn man mich fragt: Was ist wichtig am Christentum – was sage ich dann? Sage ich etwas: Die Hauptsache ist, dass wir Christen gegen Homosexualität und Scheidung sind? Nein, auch wenn dies bei manchen eine tiefsitzende persönliche Überzeugung ist.
Ich würde sagen: Dass Gott Liebe ist und Jesus gestorben und auferstanden ist, damit wir wissen, dass es weitergeht. Das höchste Gebot ist im Christentum das Doppelgebot: Liebe Gott und den Nächsten wie Dich selbst.

Was würdest Du sagen – was Dir wichtig an der Bibel ist?


Und was sagt Jesus selber zur Homosexualität?

NICHTS.

Vielleicht war es ihm nicht wichtig.
Er sagt eine Menge zu Neid, Vergebung, Liebe, Offenheit, Frieden, zu reichen und armen Menschen, zu Selbstgerechtigkeit und Langmut.

Und was sagt Jesus Christus zu ausgegrenzten Menschen, zu Sündern und zu fremden Völkern?
Jesus sagt über den nichtjüdischen Hauptmann von Kapernaum, der so sehr um seinen Knecht bemüht ist, dass man sich schon fragt, ob er ihm nicht näher steht: „Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!“(Mt8,5-13).

Jesus lädt alle ein.
Und Jesus wendet sich nach dem Matthäusevangelium gegen die, die glauben zu wissen, was richtig ist, in dem Fall gegen die Schriftgelehrten: „Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich, …(ihr) lasst die nicht hinein, die hinein wollen“ (Mt23,13)
Hier eröffnet sich eine neue Perspektive. Könnte es nicht sein, dass nicht die, die homosexuell sind, Gott fern sind, sondern die, die meinen zu wissen, dass Homosexuelle ausgegrenzt gehören?
Das Hauptgebot im Alten und im Neuen Testament ist die Liebe. Und darauf kommt es an. Die Liebe zu Gott, zu dem Nächsten und zu sich selber. Und wer bin ich, dies zu zerstören und nicht zu fördern? Gottes Geist weht eben auch an Stellen, an die ich nicht denke. Und wenn ich Menschen verurteile, die eine gleichberechtige Liebe leben, egal ob homosexuell oder heterosexuell, dann füge ich anderen Leid zu.

Daher begrüßen wir es sehr, dass es in vielen evangelischen Landeskirchen die Segnung oder Hochzeit homosexueller Paare gibt, damit die Menschen, die sich füreinander und die Liebe entscheiden, auch offiziell Gottes Segen erhalten können.

Weitere Informationen zur Homosexuahlität

Informationen über Homosexualität und …

Nicht mehr zu halten
losgelöst aus der Enge des Wollens
Wunderbares geschieht mit uns
in dieser tragenden Haltlosigkeit

Nicht mehr zu begreifen
hieneingespült in die Kunst des Liebens
Stauenswertes ereignet sich mit uns
in dieser klaren Unbegreiflichkeit

Nicht mehr zu verstehen
entrückt in die göttliche Nähe
leibhaftes Beten schenkt sich uns
verbindet uns mitfühlend mit allem

Pierre Stutz aus: Deine Küsse verzaubern mich, S. 119

Nicht nur im Geheimen
deine Hand halten.
Nicht nur im Kämmerlein
verschüchtert ja sagen.
Nicht nur im Bett spüren,
dass Gott in unserer Liebe ist.
sondern sich von anderen stärken lassen
sondern mit anderen ja sagen
sondern auch feiern können
lachen und spüren:
Gott ist da.
Mitten unter uns.
Schaut nur!

Lesbische Familie

Das Foto zeigt eine Lesbische Familie in Neuseeland (Wikipedia, Bild von 2004)

1990 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten gestrichen. 1992 stellten die „American Psychological Association“ und die WHO fest: „Gleichgeschlechtliche Sexualität ist weder eine Geisteskrankheit noch moralisch verwerflich (…) Versuche, die soziosexuelle Orientierung zu ‚reparieren’, stellen nichts anderes als psychologisch verbrämte soziale Vorurteile dar.“