Wir sind Freunde und Hausgenossen Gottes
Manche meinen, wenn man eine Beziehung zu der göttlichen Liebe, zu dem Vater im Himmel, zu dem Allmächtigen oder zu Gott hat, dann wäre man selber klein und sündig. Christen seien also immer nur in einer Abhängigkeitsposition von Gott, ER ist groß, allmächtig, unverstehbar.
Da merke ich: Bei dieser Vorstellung bin ich in einer Schublade; und Gott auch.
Ich bin in der Schublade des immer gleichen. Keine Entwicklung. Dann würde das Leben sich immer im Kreis drehen: Ich bin sündig, Gott erlöst, dann werde ich wieder sündig, Gott erlöst wieder. Oh ich bin erlöst – und jetzt? Wieder sündig, dann wieder erlöst.
Wirklich ein immerkehrender Kreislauf.
Nein danke.
Für mich ist das Besondere am Christentum der Glaube von Jesus:
Wir sind Kinder Gottes. Jesus sagte: Betet so: Vater unser im Himmel. Für mich zeigt Jesus: Gott ist nicht fern, Gott ist nah. Gott steht zu uns in einer Beziehung. Jesus spricht Gott nicht mit oh großer Zeus oder Odin oder Schiwa an, sondern mit: Vater. Das ist der Begriff für eine Beziehung. Da ist Jesus der Sohn – ebenso wie wir auch die Kinder Gottes sind.
Ja, ich bin ein Kind Gottes. Und Gott, so glaube ich, nimmt mich liebevoll an.
Das ist gut. Aber manch einer bleibt dann wieder in der Klein-Kinder Rolle: Gott ist groß und muss für mich sorgen. Ich bin und bleibe klein und bedürftig. Ich bin sündig – Gott vergibt.
Meine Erfahrung ist aber anders: Das Verhältnis zu den Eltern ändert sich … braucht das Kind die Fürsorge, wenn es klein ist, den Anstoß, wenn es größer wird, immer wieder ein offenes Ohr, so ist es doch, wenn es groß ist, selber verantwortlich. Es hat die Werte der Eltern – wenn es gut läuft – verinnerlicht, aber auch verändert und sich selber aufgemacht, selber das Leben geformt. Und wie sich die Beziehung zu den Eltern ändern sollte, wenn man größer wird – so doch auch zu Gott.
Gott hat uns doch einen Verstand gegeben, ein Herz, einen Körper, und vor allem auch Entwicklungsmöglichkeiten und auch Verantwortung. Die können wir tragen, weil wir auch erwachsen werden.
Paulus schreibt (Epheserbrief 2,19) „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“
Als Freunde und Hausgenosse bin ich nicht der Chef, aber erwachsenes Mitglied – trage Verantwortung und kann Gott auf Augenhöhe begegnen.
Und im Matthäusevangelium spricht Jesus(Matthäus 5, 14-16): „Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Hier klingen für mich Entwicklungsmöglichkeiten und Verantwortung an. Ein Licht ist dafür da, zu leuchten. Wenn ich Licht bin, muss ich auch meiner Verantwortung nachkommen und leuchten. Ich bin nicht klein, unmündig, abhängig und sündig. Ich bin auch frei, habe Verantwortung und bin in Beziehung zum göttlichen Licht. Ich darf und soll mein Licht leuchten lassen. Das ist meine Aufgabe.
Mein göttliches Licht in mir leuchten lassen.
Ein Koan
Gott
Du durchwebst mein Leben.
Bist der Fernnahe,
oft Unbegreifbar.
Mit Dir mache ich mich auf den Weg
zu mir.
Mit mir
mache ich mich auf den Weg
zu Dir.
In mir wirkst Du
in Dir wirke ich.
Verbunden anders frei.
Gehst meinen Weg mit mir.
Entwickelst dich mit mir.
Du in mir
und ich in Dir.