Seiteninhalt
Togglesexualisierte Gewalt ist keine Liebe
Übergriffige Menschen sagen manchmal: Ich liebe Dich wirklich – oder Gott will diese Liebe –
NEIN – das ist keine Liebe. Liebe lässt den anderen atmen, leben, sich entwickeln. Liebe engt nicht ein und verbietet nicht eigene Entscheidungen.
Übergriffige Menschen sagen manchmal: Weil ich dich so liebe, will ich nicht, dass Du jemandem das erzählst
NEIN – das ist keine Liebe. Liebe lässt sich nicht besitzen, einfordern.
Übergriffige Menschen sagen manchmal: Du lügst schon wieder, jetzt muss ich Dich bestrafen … oder: weil Du das oder das getan / gesagt hast, deswegen darf ich jetzt … oder: Das ist deine Schuld.
NEIN – das ist keine Liebe. Ich bin nicht schuld, das ist nur ein Vorwand, um einen gefügig zu machen. Ich darf nein sagen. Und der andere hat es zu akzeptieren. Liebe und auch Spiritualität lassen wachsen, führen in die Freiheit. Auch auf Wegen, die der andere nicht mitgeht. Nämlich auf eigenen Wegen.
Übergriffige sagen manchmal: Stell Dich nicht an, Du willst es doch auch.
NEIN – das ist keine Liebe. Sexualität beruht immer auf gegenseitigem Einverständnis. Und wenn Du den anderen noch so sehr lieben solltest – und Dir ist gerade nicht nach Sexualität – dann darfst Du nein sagen. Und der andere MUSS darauf hören. Auch wenn er sich etwas anderes erhofft hat.
Sexualisierte Gewalt ist kein Ausrutscher. Meist ist sie sogar geplant und vorbereitet. Und Du darfst Nein sagen, Hilfe holen. Du darfst weggehen. Wenn es Dir nicht sofort gelingt, dann später. Auch wenn Du Dich beschmutzt fühlst, darfst Du gehen.
Sexualisierte Gewalt ist keine Liebe.
Was sagt Jesus zu Gewalt gegenüber Kindern?
weiterlesenMt 18, 1 Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist nun der Größte im Himmelreich? 2 Und er rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie 3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. 4 Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. 5 Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. 6 Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein um seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist. … 10 Seht zu, dass ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. Matthäusevangelium Kapitel 18, Lutherübersetzung
Kontakt für Betroffene und Fragenstellende:
- Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung: 0800-22 55 530
- Evangelische Kirche in Deutschland: (Mo bis Fr von 9:00 bis 18:00) 0800-5040602
- Kontakt für die Katholische Kirche übers Internet
- sonstige Ansprechpartner (Hilfetelefon „Sexueller Missbrauch“, Weisser Ring – Nummer gegen Kummer für Kinder und Eltern – Gewalt gegen Frauen, Zartbitter etc.
Sexualisierte Gewalt in den Kirchen
Bemerkung: sexualisierte Gewalt gibt es nicht nur in Kirchen, sondern überall, wo es institutionelle Strukturen gibt (Schulen, Vereine, Arbeitsplätze etc.) und ganz häufig leider auch in den Familien – und natürlich auch im „Freundeskreis“. Hier geht es erstmal um die sexualisierte Gewalt in den Kirchen.
ForuM Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche
Die Aufarbeitungsstudie ForuM (hier herunterladbar und hier die Zusammenfassung) wurde am 25.1.24 veröffentlicht. Sie schockierte viele: Es gibt viel mehr Missbrauch als gedacht! und gerade die „föderalen“ Strukturen, auf die die evangelische Kirche auch stolz ist – die fördern auch Missbrauch. Hier einige Ergebnisse der Studie weiterlesen
Matthäusevangelium 23. Kapitel: 1 Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern 2 und sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer. 3 Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht. 13-14 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein und die hineinwollen, lasst ihr nicht hineingehen.
„Missbrauch gibt es institutionell doch nur in den Kirchen“ ? – NEIN!
Die Kirchen sind natürlich nicht der einzige Ort, wo Missbrauch stattfindet. Es gibt übergriffige, sexualisierte Gewalt auch – noch nicht so weit thematisiert – in anderen großen Religionen (Buddhismus, Judentum, Islam). weiterlesen
Der Missbrauch ist kein Thema, was wir ignorieren, hinter uns lassen können oder nur dem aktuellen Zeitgeist zuschreiben können. Hier braucht es klare Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten, Gerichtsbarkeiten und Handlungsabläufe.
Geschieht der sexuelle Missbrauch in kirchlichen Strukturen, beinhaltet er immer auch spirituellen Missbrauch.
Das Vertrauen in sich selbst, in eine Gemeinschaft, in die eigene Spiritualität und Sexualität zu finden und zu gestalten, ist für Betroffene „unglaublich“ schwer. Zerstören ist leicht, aufbauen braucht neben vielen Hilfen auch viel, viel Zeit. Weitere Informationen zum spirituellen Missbrauch sind hier.
Von einer/m Überlebenden zu eineR zu werden, die/der wieder leben kann.
Es gibt mittlerweile viele Veröffentlichungen zu dem Thema des sexuellen Missbrauchs. Uns ist wichtig, nicht nur darüber zu reden, sondern jemanden zu Wort kommen zu lassen, der selbst diesem Missbrauch ausgeliefert war. Der Pastoralreferent Norbert Thewes aus Dülmen lässt uns an seiner Geschichte teilhaben. Er ist auch Mitglied des Betroffenenrates Nord (info@betroffenenrat-nord.de). Hier folgt seine Einführungspredigt, wo er sich offen mit seinem sexuellen Missbrauch, die Folgen und die Auswirkungen auf seinen Glauben auseinandersetzt. Gott hat nicht weggeschaut.
Was kann man tun?
Die Zeit heilt keine Wunden – was Betroffene tun können
Es braucht Mut, Hinzuschauen und (sich) Hilfe zu holen. Sexualisierte Gewalt, egal wo, ist nur möglich in weiterlesen
Es braucht Mut, Hinzuschauen und (sich) Hilfe zu holen. Missbrauch passiert immer wieder, auch von netten Menschen, und es ist wichtig, dass Kinder und Erwachsene selbstbewußt Nein sagen können. Und es ist wichtig, etwas zu verändern. Die Betroffenen dürfen und sollen Hilfe holen und Hilfe erfahren können. Hier ein Link zu der unabhängigen Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs.
Wichtig ist mir, dass Betroffene auch Überlebende sind – und ihr Leben meist auch gut meistern können. Nicht die Tatsache, wie sehr Menschen zerbrochen sind, zeigt, wie schlimm die Tat(en) war(en), sondern die Tat(en) ist / sind schlimm, weil sie schlimm war(en).
Was tun die Menschen, die nicht selber betroffen sind ….
Menschen, die nicht vom Missbrauch betroffen sind, wissen oft nicht, wie sie mit Betroffenen umgehen können. Aber auch Menschen, die selber Missbrauch erlebt haben, können andere oft nicht schützen. weiterlesen
- Keine Bilder bedienen, die die Betroffenen als Opfer darstellen, die ihr Leben lang unter dem Erlebten leiden werden. Betroffene können solche Wertungen vornehmen, Professionelle nicht.
- Mitgefühl
- Stärke und Kompetenzen anerkennen mit denen Betroffene ihr Leben gestalten
- Rechte Betroffener respektieren
- Unterschiedlichen Umgang der Betroffenen mit dem Erlebten anerkennen
- Stigmatisierung aufbrechen
- Angst vor Stigmatisierung kann dazu beitragen, dass Betroffene benötigte Hilfe nicht suchen
- Resilienz ist vor allem Glück (Rahmenbedingungen z.B. Förderung), Anlage und nicht Wahl
- Auch wer gut zurechtkommt kann Schlimmes erlebt haben – kein Infragestellen der Schwere des Erlebten bei guter und gelingender Bewältigung!
- Hilfe zu brauchen ist keine Schwäche
- Wer Hilfe braucht hat auch Anspruch auf Hilfe – lebenslang
- Es muss nicht irgendwann „mal gut sein“ – sexueller Missbrauch darf Betroffene lebenslang beschäftigen.
Und schon wieder kommt die Frage: Ist nicht genug über sexuellen Missbrauch geredet worden? NEIN!
Alles FALSE MEMORY ? – NEIN!
„Die stellen sich doch nur an! und es gibt doch diese falschen Erinnerungen, false memory, dass alles nur ausgedacht ist – das weiß man ja! Die haben doch nur was gegen Kirche“ Nein, nein und nochmals nein!
Natürlich gibt es falsche Erinnerungen, weiterlesen
Die Institution ein Schutzraum?
Erst wenn es klare Verantwortlichkeiten gibt, vorgeschlagene Wege umgesetzt werden (beide Missbrauchsstudien, sowohl die der katholischen Kirche MHG von 2018 und die der evangelischen Kirche von 2024 ForuM zeigen da Lösungsschritte zu mehr Schutz auf) dann wird es sich ändern.
Erst wenn Du und ich und wir hinschauen und benennen, – egal ob als Zeugin, Mitahnende oder Betroffene dann wird es sich ändern.
Erst wenn es immer wieder ein klares Nein gibt – dann wird es sich ändern.
Hilf, Gott, in unserer Not
Wie oft zerspringt die Seele
in tausend der Erinnerungssplitter
ertrinkt in ihren ungeweinten Tränen
verliert den Boden
fällt und fällt.
Gott, du unbegreiflich, schweigend, unsichtbare Kraft
Man sagt, du seist allmächtig
willst uns stets Gutes, Leben, Liebe
doch wenn das stimmt
dann seh‘ ich’s nicht.
Um mich herum Zerstörung, Missbrauch und Gewalt
du greifst nicht ein
lässt uns allein.
Du siehst sie doch, die blauen Flecken
geschund’ne Körper tief verstecktes Leid
du spürst die angsterstarrten Kinderseelen
verzweifelt wütende Erwachsene du weißt um das bedrohte Leben
in mir und meinem Gegenüber
du hörst die Klagen, Schreie, Bitten
und greifst nicht ein.
Warum, oh Gott?
Ich schau hinaus
weit über mich hinweg
such meinen Weg,
den Ruf, dem ich nun folgen soll
den Menschen, der mir nahe ist
dem ich vertrau, der mich nun braucht
Ich such dich, Gott, du Lebenskraft im
Mensch, im Wind im
Tier, der blühenden Natur im
Tanz und Paukenschlag
in Farbe, Wort und der Musik.
Nein, ich versteh dich nicht und
trotzdem weiß
ich es genau, ganz tief in mir du
bist im Leben, Sterben,
Freud und Leid
du bist bei mir, ich bin bei dir
© Christiane Lange – Initiative GottesSuche
Selbstversöhnungsversuch
Ich war noch ein Kleinkind und dachte
so wären Väter nunmal
später wollte ich mich wehren
aber er war stärker und sonst war da niemand
für mich
dann habe ich alles vergessen nur den Hass nicht
diesen gnadenlosen Blick
durch seine Augen sah ich mich an
und war nur Dreck
.
Jetzt wird es Zeit endlich Frieden zu schließen
mit mir
zu verstehen wer ich war und wer ich bin
langsam heimisch zu werden im Menschenland
Und mein Vater?
Den überlasse ich Dir Gott
Ich weiß Deine Antwort wird klar sein
und er wird sie hören
müssen
Carola Moosbach, Himmelsspuren. Gebete durch Jahr und Tag. Neukirche-Vluyn 2001, S. 107
Toggle 1
Toggle 2